Try a little tenderness

Wer die Rillen der Rolltreppe im Vordergrund in ihrer ganzen
Schärfe betrachten möchte, ist mit diesem Bild sehr gut bedient.

Im Film »Tanz der Vampire« von Roman Polanski liest Herbert,
Sohn des Grafen Krolock, Alfred, dem Gehilfen des Vampirjägers
Professor Abronsius, aus einem kleinem Buch vor, einer Anleitung,
wie man das Herz einer Dame gewinnt.
„Siebzehnte Methode: Du musst den linken Arm vorsichtig um die
Schultern der Geliebten legen und Deine linke Hand auf ihre linke
Schulter, sanft wie ein Vögelchen, das sich auf einen Zweig niederlässt.“

Ein Blumenstrauß von Zelig

Als Schüler habe ich einmal in den Ferien für ein paar Wochen in einer Fabrik gearbeitet. Mein Job war es, Kloschüsseln und Waschbecken auf Europaletten zu laden. Ich war Herrn Atta, einem türkischen Arbeiter, als Hilfe zugeteilt. Dieser war freundlich und, im Gegensatz zu seinen deutschen Kollegen, nicht bereits um halb neun in der Früh betrunken. Einer jener Kollegen hatte sich ein paar Schimpfworte auf türkisch übersetzen lassen, um meinen Vorarbeiter zu ärgern, dieser lachte nur.
Einige Wochen, nachdem der Job vorbei war, besuchte mich Herr Atta mit seiner Tochter bei meinen Eltern zu Kaffee und Kuchen und brachte als Geschenk diese kupferne Vase mit.

Um die Ecke gedacht

Die ranschmeisserisch-kalkulierte Abgefucktheit der Bausparreklame im Meyer-Landrut-Style hat schön ausgeschaut mit den giftgrünen Winkelelementen und der Lichtleiste. Die Kaputtheit der Markise ist echt, glaub ich. Ansonsten wärs schon sehr diabolisch. Ach, man glaubt schon garnix mehr. Authentizität sei unprofessionell, stand neulich in einem Ratgeberartikel zum Thema Bewerbungsgespräche. Ist was dran.

Zeitmaschine

Es war am drittletzten Tag des vergangenen Jahresr, als ich im Hagener Hauptbahnhof umstieg, um in Köln zwei Freunde zum Streitgespräch über die Kunst des einen zu treffen. Ein aufregender und langer und bereichernder Abend, dessen Ouvertüre von Kunstlicht und langen Horizontalen geprägt war. Glitzernde Streugranulatteilchen. Sternlichter ohne Sternlichterfilter. Seltsam kafkaesk.

Sprich, Erinnerung

Auf einer Busreise nach Lissabon zusammen mit meinem Bruder fand ich
den Glaszylinder während einer Rast an einer spanischen Landstraße unter einem Leitungsmast, das war wohl 1979. Ich hatte Schnupfen, und die salzige Meeresluft schmeckte nur sehr schwach durch. Noch Jahre später erschien bei jeder Erkältung sofort Lissabon vor meinem geistigen Auge.

Auf der Fotografie zur Linken ist meine Mutter zu sehen, strickend. Nicht im Bild mein Vater, eine Pfeife rauchend, beide sitzen auf der Terrasse meines Elternhauses.

Ganz rechts angeschnitten eine Eckfliese von Villeroy&Boch aus der Gründerzeit, die ich während meiner Schreinerlehre von 1988 bis 1990, auf Montage in einem Schloss in Düsseldorf-Elbroich, aus einem abgerissenen Wintergarten mitnahm.
Verspottet vom Altgesellen wegen meiner Sammelei, nahm ich dennoch anderthalb Quadratmeter Bodenfliesen mit nach Hause, die bis heute in der Garage meiner Eltern lagern.

Guten Abend!

Was vom Tage übrigblieb, hab ich festgehalten beim Heraustreten aus der Schenke mit Blick auf das Kloster Ölinghausen. Was auf dieser Bildverkleinerung kein Recht findet: all die feinen Details und Zeichnungen, die der Sensor vom Restlicht festgehalten hat. Auf dem Dach sieht man den Rauhreif, letztes Licht streicht durch die Gärten, aufs zuckerwattehafteste klebt eine romantische Wolke am Kirchturm … Wie gut, dass ein Stück des profanen Wirtshausschildes mit abgebildet ist, – wär ja sonst nicht zum Aushalten.
Ach ja, das Kloster hat eine sehr gute Orgel von europäischem Niveau, die man vor einigen Jahren durch aufwendige Restaurierungsarbeiten in den Zustand von 1713/14 versetzt hat – klingt sehr sehr barock, das gute alte Ding.