Sprich, Erinnerung

Auf einer Busreise nach Lissabon zusammen mit meinem Bruder fand ich
den Glaszylinder während einer Rast an einer spanischen Landstraße unter einem Leitungsmast, das war wohl 1979. Ich hatte Schnupfen, und die salzige Meeresluft schmeckte nur sehr schwach durch. Noch Jahre später erschien bei jeder Erkältung sofort Lissabon vor meinem geistigen Auge.

Auf der Fotografie zur Linken ist meine Mutter zu sehen, strickend. Nicht im Bild mein Vater, eine Pfeife rauchend, beide sitzen auf der Terrasse meines Elternhauses.

Ganz rechts angeschnitten eine Eckfliese von Villeroy&Boch aus der Gründerzeit, die ich während meiner Schreinerlehre von 1988 bis 1990, auf Montage in einem Schloss in Düsseldorf-Elbroich, aus einem abgerissenen Wintergarten mitnahm.
Verspottet vom Altgesellen wegen meiner Sammelei, nahm ich dennoch anderthalb Quadratmeter Bodenfliesen mit nach Hause, die bis heute in der Garage meiner Eltern lagern.

Guten Abend!

Was vom Tage übrigblieb, hab ich festgehalten beim Heraustreten aus der Schenke mit Blick auf das Kloster Ölinghausen. Was auf dieser Bildverkleinerung kein Recht findet: all die feinen Details und Zeichnungen, die der Sensor vom Restlicht festgehalten hat. Auf dem Dach sieht man den Rauhreif, letztes Licht streicht durch die Gärten, aufs zuckerwattehafteste klebt eine romantische Wolke am Kirchturm … Wie gut, dass ein Stück des profanen Wirtshausschildes mit abgebildet ist, – wär ja sonst nicht zum Aushalten.
Ach ja, das Kloster hat eine sehr gute Orgel von europäischem Niveau, die man vor einigen Jahren durch aufwendige Restaurierungsarbeiten in den Zustand von 1713/14 versetzt hat – klingt sehr sehr barock, das gute alte Ding.

Widersteh!

So sehr ich mich mit dem Aufmotzen und Überdrehen der X3-Fill-Light-Funktion auch angestrengt habe: Die alte, seit Jahrzehnten stillstehende Uhr auf diesem Bild verfärbt sich einfach nicht. Sie widersteht der digitalen Technik nach allen Regeln der mechanischen Kunst. Dass sie noch dazu eine apokalyptische Uhrzeit anzeigt, scheint mir dafür zu sprechen, dass ausreichend Witz und Humor in der Welt sind.

Man wird doch …

… wohl mal ein Bild etwas neoromantisch bearbeiten dürfen, oder wie oder was? Der Herr Papá zeigt hier ein angenehmes Lächeln. Um das nicht zu zerstören, habe ich die Parkleuchte rechts hinten und überhaupt den seltsamen Hintergrund in Unschärfe verbannt. Für Hintergrund kann man ja manchmal nix. Und schließlich war ein schönes Licht auf Herrn Papás Gesicht, dass ihn nach einer schönen gemeinsamen Wanderung behutsam leuchten ließ.