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  1. Sonett Nr. 5: Kuh beim Fressen

    Sie wiegt die breite Brust an holziger Krippe
    und frisst. Seht, sie zermalmt ein Hälmchen jetzt!
    Es schaut noch eine Zeitlang spitz aus ihrer Lippe
    sie malmt es sorgsam, dass sie´s nicht zerfetzt.

    Ihr Leib ist dick, ihr trauriges Aug bejahrt;
    gewöhnt des Bösen, zaudert sie beim Kauen
    seit Jahren mit emporgezognen Brauen –
    die wundert´s nicht, wenn ihr dazwischenfahrt!

    Und während sie sich noch mit Heu versieht
    entzieht ihr einer Milch. Sie duldet stumm
    dass eine Hand an ihrem Euter reißt:

    Sie kennt die Hand. Sie schaut nicht einmal um.
    Sie wíll nicht wissen, was mit ihr geschieht
    und nützt die Abendstimmung aus und scheißt.

    Bert Brecht

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