Wenn ich alt bin, werde ich ein Freund von Strukturen sein. Nicht nur meine runzlige Haut wird mir gefallen, sondern jede Art von Strukturierung, Faltung, Oberflächenstörung. Ach, wird das schön!
Dies ist eine Wand des 1912 gebauten Alten Rathauses in Menden, wo sich Telefon und Abflußrohr „Gute Nacht!“ sagen. Mein Lieblingsdetail: Die Klappe fürs Rückgeld, die aussieht wie das Gesicht eines sehr bösen Kampfroboters mit Unterbiss. Belebte Welt. Beleibte Welt. Gewellter Leib.
Kategorie-Archive:Peter P.
Do Hbf
Hin und wieder geht mir die Belichtungszeitbeschränkung der DP1 ganz schön auf den Wecker: maximal lassen sich 15 Sekunden einstellen. Das ist für manche Nachtaufnahme so ausreichend wie ein kurzer Augenaufschlag fürs Erfassen der Welt. Am Dortmunder Hauptbahnhof hat jedoch mal alles geklappt. Knallscharf steht Dortmund da, das U und die darunter ablaufende Video-Präsentation überstrahlen nur leicht. Begeisterung löst aus: Die Strukturen und Muster von Gebäudefenstern, Bahndammpflaster und Bahnhofsschildabdeckung. All in all: Weiter so, Dortmund. Und das U-Gebäude ist sowieso wunderbar.
Hütchen
Elbmusik
Das noch aus Hamburg: Wenn man auf einer der hochgelegenen Fußgängerbrücken durch die Speicherstadt läuft, kann man vom Ende eines unauffälligen Wegteils plötzlich und halb von hinten den Neubau der Elbphilharmonie sehen. Noch im Bau, steht sie hübsch anzusehen rum, ist anfechtbar und behauptet sich doch durch Größe und Eleganz – selbst aus diesem Blickwinkel heraus. Der Himmel spielte mit und stellte die Computergrafiken nach, die von ihm hinter diesem Gebäudeentwurf seit Jahren existieren. So ging also alles gut. Bin gespannt auf den Materialgegensatz von Glas- und Backsteinfassade, wenn demnächst irgendwann mal der untere Teil des Gebäudes ausgepackt wird.
Spiegel im Spiegel
Ein Innenhof (nicht ganz innen, eher ein Eckhof, also ein Hof, umgeben von zwei Gebäudewänden, zu den anderen beiden Seiten offen) … jetzt hab ich den Faden verloren, also nochmal neu: Ein Eckhof des Hamburger SPIEGEL-Gebäudes. Trostlosigkeit an Waschbeton. Seltsame Ankett-Hilfen liegen hell auf den Betonplatten. Ein beliebig stehengelassener Fahrradständer sagt in korrekter Typografie: UMWELTBEWUSST. Na, wenigstens was. Die ebenfalls einsehbare Kantine in der immer-noch-Gestaltung von Verner Panton hingegen variierte sehr anachronistisch zwischen Waldbeere, Abendrot und Orangenschalen, blieb jedoch unfotografierbar – für mich.
Ach ja: Ich habe stürzende Linien durch PS-Manipulationen abgefangen. Erlaubte Hilfsmaßnahme?
Stunde Blau
Ich muss gleich mal vorwarnen. Eine meiner Lieblings-Bildserien beschäftigt sich mit: Tischflächen. Ich habe mich verliebt in die enge Fokussierung, in das Stilleben all der Dinge, die herumstehen und -liegen, während wir gemeinsam sitzen, essen, palavern. Davon wird’s also eine Menge zu sehen geben in den nächsten Wochen und Monaten. Und manchmal ist das schärfste auf den Bildern dann halt ’ne Zuckerdose. Die Werbung in diesem Motiv ist unbeabsichtigt, gleichwohl gerechtfertigt.
Karnevalsende
Was vom Karnevalsumzug übrig blieb, ist mindestens so vielfältig und überfordernd wie all die anderen Zeichen und Typografien und Graffiti drum herum. Soviel Konfetti wiederum kann gar nicht sein, dass die rechtwinklig aufeinandertreffenden Schilder sich nicht doch noch durchsetzen. Dursty und Karneval geht prima zusammen. Was mir sehr gefällt: Wie schön brav alle Linien in der gleichen Flucht stehen an diesem strahlend azurblauen Karnevals-Sonntag.
Überwintern
Auf dem Rückweg von einem Kundentermin kam ich an einem der ältesten italienischen Restaurants der Stadt vorbei. Den Vorgarten zierte schon so ziemlich alles: eine gepflasterte Terasse, ein aus Styropor nachgebauter Fontana die Trevi (in nahezu 100% Abbildungsgröße), ein begrünter kleiner Park … Momentan befindet sich vor der Gebäudefront eine aufgeständerte, etwa brusthohe Holzterasse, auf der im Winter die Stühle und Tische .. nun ja: überwintern. Ich hab’s fotografiert – und unsere Auszubildende hat sich gewundert, dass ich so oft eine Kamera dabei habe.